Ergotherapie
Ergotherapie im Allgemeinen
»Ergotherapie unterstützt und begleitet Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. Ziel ist, sie bei der Durchführung für sie bedeutungsvoller Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönlichen Umwelt zu stärken.
Hierbei dienen spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung dazu, dem Menschen Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und eine Verbesserung seiner Lebensqualität zu ermöglichen.«
(DVE 08/2007)
Selbst handeln zu können, sich sinnvoll zu betätigen und das eigene Leben in der Hand zu haben sind Grundvoraussetzungen für Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität. Ergotherapie unterstützt Menschen aller Altersgruppen, die in ihren Fähigkeiten eingeschränkt oder von Einschränkungen bedroht sind.
Das wesentliche Ziel einer ergotherapeutischen Behandlung ist größtmögliche Selbstständigkeit und Autonomie, das Teilhaben am Leben mit all seinen Perspektiven und Herausforderungen. Dafür erarbeiten Ergotherapeuten gemeinsam mit ihren Patienten jeweils individuelle Lösungen, damit die Handlungsfähigkeiten entwickelt, wiedererlangt oder erhalten werden kann. (Quelle DVE)
Der Weg zur Ergotherapie
Die Verordnung für die Ergotherapie wird von einem behandelnden Arzt/ einer behandelnden Ärztin ausgestellt.
Eine Therapieeinheit dauert je nach durchgeführter Maßnahme zwischen 30 und 60 Minuten. Die Frequenz der Behandlungstermine ist abhängig von der Situation und der Problematik des Betroffenen. Bei medizinischer Notwendigkeit kann die Ergotherapie auch als Hausbesuch oder als Besuch in Institutionen, nach ärztlicher Verordnung, durchgeführt werden.
Ergotherapeutische Intervention
Die ergotherapeutische Intervention erfolgt klientenzentriert, betätigungs- und alltagsorientiert. Sie beinhaltet Behandlung, Beratung und Prävention.
Die Ziele der Intervention und das therapeutische Vorgehen werden gemeinsam festgelegt.
Individuelle Bedürfnisse, Ressourcen und Möglichkeiten werden im Rahmen der Intervention berücksichtigt.
Je nach individueller Situation ist die Beratung und Anleitung der Angehörigen oder auch der Austausch mit anderen einbezogenen Berufsgruppen ein wichtiger Bestandteil der ergotherapeutischen Intervention.
Ergotherapie bei Erwachsenen
Geriatrie
Hier geht es um die älter werdenden Menschen. Patienten dieser Altersgruppe leiden häufig unter komplexen Beeinträchtigungen ihrer Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit durch Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität). Daher bestimmen ihre akuten oder chronischen Krankheitsbilder beziehungsweise die Krankheitsfolgen die ergotherapeutischen Interventionen.
Beispiele für mögliche Diagnosen:
- Demenzielle Erkrankungen (z.B. Alzheimer, vaskuläre Demenz)
- Neurologische Erkrankungen (z.B. Schlaganfall, Parkinson, Multiple Sklerose und andere)
- Degenerative Erkrankungen
- Multimorbidität
- Und andere Störungsbilder
Ziele können sein:
- Verbesserung und Erhalt der motorisch funktionellen und sensorischen Fähigkeiten für Mobilität und Geschicklichkeit.
- Aktivierung kognitiver und neuropsychologischer Fähigkeiten für bessere Orientierung und Aufmerksamkeit
- Beratung und Anleitung der Angehörigen
- Hilfsmittelversorgung
- Wohnraum und Hilfsmittelanpassung
- Sturzprophylaxe
- Training der Aktivitäten des täglichen Lebens
Angebotene Behandlungskonzepte:
- Bobath
- Affolter
- Perfetti
- Hirnleistungstraining
- Alltagsorientiertes Training
- Basale Stimulation
Neurologie
Es geht um Erkrankungen des Zentralnervensystems, also des Gehirns und des Rückenmarks, und mit Verletzungen des peripheren Nervensystems.
Um die Betroffenen zu größtmöglicher Selbstständigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe zu befähigen, bedient sich die Ergotherapie aktueller Erkenntnisse der Neurowissenschaften zur Entwicklung differenzierter Testverfahren und effektiver Behandlungsmethoden.
Beispiele für mögliche Diagnosen:
- Schlaganfall
- Schädel-Hirntrauma
- Cerebralparesen
- chronische neurologische Erkrankungen, beispielsweise M. Parkinson oder Multiple Sklerose
- und andere Störungsbilder
Ziele können sein:
- Verbesserung und Erhalt der motorisch funktionellen und sensorischen Fähigkeiten für Mobilität und Geschicklichkeit.
- Aktivierung kognitiver und neuropsychologischer Fähigkeiten für bessere Orientierung und Aufmerksamkeit
- Beratung und Anleitung der Angehörigen
- Hilfsmittelversorgung
- Wohnraum und Hilfsmittelanpassung
- Sturzprophylaxe
- Training der Aktivitäten des täglichen Lebens
Angebotene Behandlungskonzepte:
- Bobath
- Affolter
- Perfetti
- Hirnleistungstraining/Neuropsychologische Therapie
- Spiegeltherapie
- Sensibilitätstraining
- Alltagsorientiertes Training
- Basale Stimulation
Psychiatrie
Es geht um psychische Erkrankungen, sowie psychosoziale Störungen bei Jugendlichen und Erwachsenen. Psychisch zu erkranken bedeutet für die Betroffenen komplexe Einschränkungen, die sich auf alle Bereiche ihres Lebens auswirken, und mit denen es sich auseinanderzusetzen gilt.
Angehörige sind mit der Situation oft überfordert und benötigen auch Unterstützung. Sie in den therapeutischen Prozess einzubinden, ist ein wichtiger Baustein hinsichtlich persönlicher Entlastung und dient zusätzlich der Stabilisierung und Prävention bei den Betroffenen.
Die ergotherapeutischen Interventionen orientieren sich neben der Diagnose und Befunderhebung an den persönlichen Einschränkungen und Bedürfnissen. Gemeinsam mit dem Klienten werden hierzu individuelle Ziele erarbeitet.
Beispiele für mögliche Diagnosen:
- Affektive Erkrankungen (z.B. Depression, Manie)
- Psychosen (z.B. Schizophrenie)
- Anpassungsstörungen (z.B. Kriseninterventionen, chronische Belastungsfaktoren im beruflichen und familiären Kontext)
- Posttraumatische Belastungsstörungen (z.B. traumatische Gewalterfahrungen, sexueller Missbrauch)
- Psychosoziale Störungen (z. B. Störung des Sozialverhaltens, Dissozialität)
Ziele können sein:
- Verbesserung von Antrieb, Belastbarkeit und Ausdauer
- Förderung der sozioemotionalen Kompetenzen
- Realitätsbezogene Selbst- und Fremdwahrnehmung
- Entwickeln von Selbstvertrauen, Ich-Stärke und positivem Selbstbild
- Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit
- Entwickeln / Verbessern von situationsgerechtem Verhalten
- Beratung von Angehörigen
Angebotene Behandlungskonzepte und Verfahren:
- Kognitives Training
- Alltagsorientiertes Training
- Arbeiten nach der kompetenz- und ausdruckszentrierten Methode
- Neuro- imaginatives Gestalten nach E. Madelung u. B. Innecken
- Systemische Therapie und Beratung
Ergotherapie bei Kindern
Pädiatrie
Ergotherapie kommt bei Kindern und Jugendlichen angefangen vom Säuglingsalter zum Einsatz, wenn sie in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind und damit eine Beeinträchtigung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben des Kindes und seiner Familie droht oder bereits besteht. (Quelle DVE)
Beispiele für mögliche Diagnosen:
- Entwicklungsstörungen der Grob- und Feinmotorik
- Koordinationsstörungen
- Störungen des Bewegungsablauf in Folge von Hirnschädigungen
- Sinnesbehinderungen
- Beeinträchtigungen der kognitiven Entwicklung im Zusammenhang mit Wahrnehmungsstörungen
- Störungen der Sozialentwicklung
- Einschränkungen in der Kommunikationsentwicklung
- Pränatale Syndrome (wie z.B. Down-Syndrom)
- Psychische Erkrankungen
- Und weitere Störungsbilder
Ziel ist immer die größtmögliche Förderung des Kindes, seiner altersgemäßen Entwicklung von Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit.
Angebotene Behandlungskonzepte:
- Sensorische Integrationstherapie
- Sensorische Integrationstherapie bei Regulationsstörungen der frühen Kindheit
- Therapeutic Listening – ein Hörwahrnehmungstraining, z.B. bei Hyperakusis
- Cognitive Orientation to daily Occupational Performance (CO-OP): ein kognitiver Ansatz bei Koordinationsstörungen
- Konzentrationstrainingsprogramme nach Lauth&Schlottke, Marburger Konzentrationstrainingsprogramm
- Händigkeitsüberprüfung und Linkshänderberatung nach der Sattler Methode
- Graphomotorisches Training
- Motivationsprogramm nach „Ich schaffs“ von Ben Furmann
- Constrainined induced movement Therapie (CIMT) bei Kindern mit Hemiparese